Ehemaliges Palais Herzog Philipp von Württemberg
Hotel Imperial, Kärntner Ring 16
Aus dem Buch von Michael Schmid: “Die Wiener Ringstraße. Der Kunst- und Kulturführer rund um den Ring – Band 1” Echomedia Buchverlag
Herzog Philipp von Württemberg war mit dem Wiener Kaiserhaus verbunden. Erst wollte er Sophie in Bayern, die jüngste Schwester von Kaiserin Elisabeth heiraten. Sophie wollte nicht, so hielt der Württembergische Herzog um die Hand von Marie Therese von Österreich an, einer Enkelin des Erzherzogs Karl, des Siegers über Napoleon in der Schlacht bei Aspern. Marie Therese war heiratswillig. Die Ehe wurde 1865 geschlossen. Schon 1862 hatten die Bauarbeiten für ein repräsentatives Palais des Herzogs am Kärntner Ring begonnen. Das strenghistoristische Gebäude nach Plänen von Arnold Zenetti und Heinrich Adam wurde 1865 fertiggestellt. Das hochadelige Paar hatte allerdings offenkundig wenig Freude mit seinem neuen Palais. Schon 1871 verkaufte Herzog Philipp das Gebäude an den Investor Horace Landau. Die Gründe dafür sind nicht gesichert. Eine mehrfach geäußerte Vermutung lautet, dass die Gemeinde Wien ohne Wissen und Zustimmung des Herzogs südlich des Palais eine Straße, die Giselastraße, gebaut habe und zugleich das Musikvereinsgebäude errichtet worden sei, just an jener Stelle, an der die herzöglichen Gärten hätten entstehen sollen.
Herzog Philipp sei nach seiner Rückkehr aus dem österreichisch-preußischen Kriege 1866 völlig überrascht vor vollendeten Tatsachen gestanden. Dem widerspricht, dass die Giselastraße (heute: Bösendorferstraße) bereits 1861 eröffnet wurde und 1863 der Kaiser höchstselbst – auf Vorschlag des Innenminsteriums – das Grundstück hinter dem Württemberg-Palais dem Musikverein zur Bebauung überlassen hatte. Somit erscheinen die ebenfalls kolportierten Vermutungen, der Herzog sei in finanzielle Schwierigkeiten geraten und habe darum das Palais verkauft, durchaus plausibel. Der Käufer Horace Landau jedenfalls ließ das Gebäude flugs in ein Hotel umbauen. Die Pläne dazu stammten von Ludwig Tischler und Carl Gangolf Kayser. Rechtzeitig vor Beginn der Weltausstellung konnte das neue Luxushotel Imperial eröffnet werden.
1928 wurde die Ringstraßenfront mit einem zweigeschossigen Aufsatz versehen, über dessen Eleganz sich streiten lässt. Der repräsentativen Hauptfassade ist ein sechsachsiger Mittelrisalit mit dreiachsigem Portal vorgestellt. Vom Originalportal sind noch vier Skulpturen des Bildhauers Franz Melnitzky erhalten (Weisheit, Ehre, Gerechtigkeit, Stärke). Die mit Pilastern gegliederte Fassade weist zwei Balkone auf. Der Aufsatz ist mit über zwei Geschosse reichende Riesensäulen und Risenpilaster versehen. Am Dreiecksgibel wurde eine wahrscheinlich von Franz Melnitzky stammende Skulpturengruppe mit einem von Hirschen und Löwen gezogenen Triumphwagen angebracht. Die Innenausstattung ist zum größten Teil in üppigem Neorokoko gehalten. Es gibt aber auch Originalgemälde aus dem 16. – 18. Jahrhundert, wie ein Portrait der Erzherzogin Marie Christine von Johann Zoffany (1776) oder ein Gemälde der Kaiserin Maria Theresia mit ihrem Gemahl Franz Stephan von Lothringen aus dem Umfeld von Martin van Meytens (2. Hälfte 18. Jh.) Besonders hervorzuheben ist, neben den prächtigen Sälen (Festsaal, Marmorsaal) und den noblen Suiten, die Haupttreppe, die als das bedeutendste Prunkstiegenhaus in einem Privatpalais an der Ringstraße gilt.